Oberschenkelhalsbrüche sind vor allem bei älteren Menschen gefürchtet. Immer noch sterben 30 Prozent der Patienten bis zu einem Jahr nach einem solchen Bruch. Das muss nicht sein, sagt Privatdozent Dr. Hans Goost.

Wermelskirchen. Ein zunächst harmloser Sturz setzte der Wermelskirchenerin Rita M. (Name geändert) ganz schön zu. Die Seniorin war beim Einkaufen gefallen und hatte sich das Becken gebrochen. Die Wermelskirchenerin ließ sich im Krankenhaus an der Königstraße bei Privatdozent Dr. Hans Goost, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie in Wermelskirchen, operieren.

„Frau M. ist besonders sturzgefährdet, und ihre Knochen sind brüchiger als die vieler anderer Menschen“, erklärt der Mediziner. Der Grund: Die 74-Jährige leidet seit einigen Jahren an Osteoporose.

Geringe Knochendichte steigert die Gefahr für Knochenbrüche

Osteoporose verursacht bei Betroffenen eine geringere Knochendichte. Das heißt, Knochensubstanz und- struktur werden übermäßig rasch abgebaut, die Stabilität der Knochen nimmt so ab, die Gefahr von Knochenbrüchen indes zu.

Es handelt sich um eine Erkrankung, die sich in der Regel bei Frauen nach dem 45. beziehungsweise bei Männern ab dem 55. Lebensjahr manifestiert. Frauen sind aber mehr als doppelt so häufig von der Erkrankung betroffen wie Männer.

Dies sei vor allem auf die hormonellen Veränderungen nach den Wechseljahren der Frau zurückzuführen, sagen Mediziner. Durch das dann fehlende Hormon Östrogen werde wahrscheinlich der Abbau von Knochensubstanz nicht mehr ausreichend gehemmt.

Privatdozent Dr. Hans Goost, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie in Wermelskirchen

Oberschenkelhalsbrüche haben oft fatale Folgen

„Nach dem Eingriff haben wir die Patientin näher untersucht und festgestellt, dass auch im Bereich des Hüftgelenks ein massiver Schwund der Knochenmasse bestand“, erklärt Hans Goost.

Das habe bei vielen Patienten leider vor allem zur Folge, dass sie erneut stürzen, sich dann einen Bruch des Hüftgelenks, im Volksmund auch Oberschenkelhalsbruch genannt, zuziehen. „Leider ist es so, dass immer noch etwa 30 Prozent dieser meist weiblichen Patienten innerhalb eines Jahres versterben.“

Der Grund: Ein Bruch des Hüftgelenks habe massive Konsequenzen für den gesamten Körper. „Die Menschen werden immobil, kommen buchstäblich schwer wieder auf die Beine, sind sehr bewegungseingeschränkt“, beschreibt der Mediziner das Krankheitsbild.

Er betont, dass Osteoporose ohnehin eine systemische Erkrankung sei, das heißt, Auswirkungen auf den gesamten Körper eines Menschen habe.

Patientin hatte Glück

Rita M. hatte Glück. Das Team der Unfallchirurgie und Orthopädie um Hans Goost bot ihr eine Behandlungsmethode an, die das Krankenhaus Wermelskirchen als eines von nur drei Kliniken bundesweit durchführt: das sogenannte Ossure LOEP-Verfahren.

Dabei wird ein biologisches Material auf Calcium-Basis in das entsprechende Areal mit osteoporotischem Knochenverlust injiziert. Im Falle von Rita M. war es das Hüftgelenk. „Der Knochen bildet sich dann im Verlauf von einigen Monaten neu“, erklärt Dr. Hans Goost. Der Vorteil: Die Gefahr von Knochenbrüchen werde erheblich minimiert.

Amerikaner besuchte das Wermelskirchener Krankenhaus

Entwickelt wurde das Verfahren, das minimal-invasiv, also per Schlüsselloch-Chirurgie, und zumeist nur mit lokaler Betäubung durchgeführt wird, von Professor Dr. James Howe.

Der Knochengesundheits-Wissenschaftler, Forscher und orthopädische Chirurg aus Vermont/ USA war gerade zu Gast im Wermelskirchener Krankenhaus, um Krankenhaus- und niedergelassenen Medizinern die Vorteile des Ossure LOEP-Verfahrens, das europaweit gerade eine Studie durchläuft, zu erläutern.

„Die Ergebnisse sprechen für sich“, so Howe. „Die Patientinnen werden nach dem Eingriff vor allem viel sicherer in der Bewegung. Die schwerwiegenden Folgen der für sie gefährlichen Stürze können verhindert werden, und die Lebensqualität insgesamt wird erheblich verbessert.“

Patientinnen müssen um die Vorteile erst einmal wissen.

„Das“, so Chefarzt Dr. Hans Goost, „müssen die Patientinnen allerdings erst einmal wissen.“ Denn wer lasse schon gerne einen Eingriff an sich vornehmen, wenn er eigentlich zunächst keine Beschwerden habe. Goost: „Das Tückische ist, dass die Gefahr im Knochen sich oft schon Jahre vorher ausbreitet, wenn die Patientin noch gar nichts davon merkt.“ Also lohne sich der Eingriff frühzeitig.

So auch bei Rita M. Sie stürzte nach dem Eingriff aufgrund ihrer Erkrankung tatsächlich noch einmal. „Der Knochen hielt aber stand“, berichtet Hans Goost vom Erfolg.

Medizinern, die Osteoporose-Patienten behandeln, empfiehlt Goost, sie zur Beratung ins Medizinische Versorgungszentrum des Krankenhauses (MVZ) am Schwanen zu überweisen. Oberärztin Dr. Nina Hundt, die zusammen mit Hans Goost bereits das Ossure Loep-Verfahren angewendet hat, kümmert sich dort um die Patienten. Goost: „Sie kann auch entscheiden, ob die Knochenbeschaffenheit des Patienten geeignet ist für einen solchen Eingriff.“

Quelle: Remscheider General-Anzeiger (16.2.2024)